5. FASTENSONNTAG
Evangelium nach Johannes (12,20-33)
Das Osterfest steht vor der Tür. Von überallher sind Menschen nach Jerusalem gekommen: die jährliche Wallfahrt zu Ostern. Auch Jesus und seine Freunde sind dabei. Auch einige „Griechen“, die in der Bibel „Gottesfürchtige“ genannt werden, d.h. Menschen, Nich-Juden, die sich für den jüdischen Glauben interessieren, aber sich noch nicht ganz entschieden haben. Anscheinend haben sie auch von Jesus gehört und wollen ihn kennenlernen. Deswegen wenden sie sich an die Anhänger, die Freunde von Jesus.
Philippus ist anscheinend überfordert und sucht Hilfe bei Andreas, aber dann wenden sie sich beide an Jesus selbst. Was sollen sie sagen? Was sollen sie tun? - Stellen Sie sich vor: Eines Tages kommen ein paar Menschen zu Ihnen und wollen Jesus kennen lernen. Was würden Sie dann machen? Was würden Sie ihnen erzählen?
Es ist ja klar: Wenn Menschen Jesus wirklich kennenlernen wollen, reicht es nicht, ihnen „Informationen“ über Jesus zu geben. Auch wenn ich vieles über Jesus weiß, heißt das noch nicht, dass ich an ihn glaube, dass ich verstanden habe, welche Bedeutung dieser Jesus für mich und für mein Leben hat und daraus die Konsequenzen ziehe. Das erfordert schon ein tieferes Kennenlernen.
Dem Evangelisten Johannes, der diese ganze Szene erzählt, ist das klar und deswegen greift er nach einem Bild, das Jesus höchstwahrscheinlich selbst einmal verwendet hat: Die Bildrede vom Weizenkorn das in die Erde gelegt werden muss, begraben wird, damit es reiche Frucht bringen kann. Eine Erfahrung aus der Natur, ein Wunder über das man nur staunen kann. Und das hilft uns die wahre Bedeutung von Jesus für uns zu verstehen.
Die Person, das Leben, die Bedeutung von Jesus kann man durch dieses Bild vom Samenkorn, das begraben wird, stirbt und dann trotzdem reiche Frucht bringt, zusammenfassen. Jesus hat bedingungslos seine Lebensaufgabe erfüllt. Er wollte Menschen zu Gott hinführen („Lass die Menschen dich als Vater erkennen und ehren!“). Trotzdem sagt er: „Ich habe jetzt große Angst... Was soll ich tun? Soll ich sagen: Vater, bewahre mich vor dem, was bald auf mich zukommt?“
Er hätte Jerusalem verlassen und flüchten können, aber dann wäre er unglaubwürdig geworden. Er war bereit bis zum Äußersten zu gehen, bis zum qualvollen Tod. Und deswegen hat Gott ihn nicht fallen lassen, sondern ihn bestätigt, indem er Jesus eine neue Existenz gab, ihn „auferweckt“, ihn „erhöht“, „rehabilitiert“ hat. Das Leben und das Leiden von Jesus war nicht sinnlos, sondern hat reiche Frucht gebracht, hat eine neue Bewegung ins Leben gerufen, die bis heute fortdauert und zu der auch wir, als Christen, gehören.
„Ich werde erhöht werden“ - nämlich am Kreuz -, und „ich werde alle an mich ziehen“, ich werde alle, die an mich glauben, mitnehmen auf meinem Weg zu Gott. Bedingungslose Hingabe an Gott, auch wenn das Nachteile und Gefahren mit sich bringt (auch wenn ich den Eindruck bekomme und Angst habe, mein Leben so zu „verlieren“), nur das führt zum Ziel. Das ist die Lebenshaltung, zu der Jesus uns aufruft.
Das Schicksal eines Weizenkorns, ein Beispiel aus dem Naturgesetz, hilft uns, Jesus, seine Bedeutung für uns, und auch unser eigenes Lebens zu verstehen.